Dalbenkratzer
Die Dalbenkratzer

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Wer oder was
 sind die
 Dalbenkratzer?

 

Übrigens:

”Dalbenkratzer” sind das (Zweit) Beste am RRV!

Beitrag aus “Schlag auf Schlag” 1991-2 Seite 14 von Helle Peters

Sollten Sie sich aus unerfindlichen Gründen einmal sonnabends zu fast nachtschlafender Zeit - etwa gegen 9 Uhr früh - in die Nähe des Bootshauses verirren, so blicken Sie dort auf das muntere Treiben einer Schar gestandener, handverlesener Männer. Nicht ausgeschlossen, dass Ihnen der Ruf entgegen schallt: ”Hannes kommt!”

Es sind die ”Dalbenkratzer”!

Ursprung dieser Institution war vor etlichen Jahren beim Saunaschwitzen der Entschluß von zwei bereits angegrauten und vom Arbeitsstress geplagten Ruderer, auch wieder aktiv zu schwitzen. Daraus wurde nach dem Motto ”Morgenstund ist aller Laster Anfang” das Rudern Sonnabend früh zur festen Einrichtung. Inzwischen hat sich aus dem Zweier über den Hermann-Blietz-Vierer eine stattliche Rudergemeinschaft entwickelt, die in gewachsener Freundschaft und in fröhlicher Runde verbunden ist.

Im Boot sitzt das Knoblauch verzehrende Urgestein zusammen mit dem bluthochdruckgefährdeten, bandscheibengeschädigten Sensibelchen - der gerade von der Midlife-Crisis erfaßte, mit den auslaufenden Modellen oder mit einem rudernden Fossil - der kritisierende vermeintliche Ruderexperte mit dem großen Schweiger - der Routinierte mit dem Anfänger.

Immer sind sich alle nach mehr oder weniger geglückter Landung einig: Es war wieder ein toller Genuß ohne Reue!

Hausstrecke ist vom Bootshaus bis Borgstedt- Brücke - 9 Kilometer - die mit verwegenen Steuerleuten in oft mäandernder Streckenführung bei Wind und Wetter, im Sommer und im Winter zurückgelegt wird. Nach schweißtreibender Tätigkeit ist gemeinsames Duschen angesagt. Hierbei entlädt sich - ausgelöst durch die ungewöhnliche Sauerstoffaufnahme - eine ungezügelte, überschäumende Lebensfreude mit enormem Wasser- und Seifenverbrauch, untermalt und begleitet von atonalem Gesang, unverständlichem Rededurcheinander bis zu männlich röhrenden Urlauten des Wohlbehagens.

Es tummeln sich Athleten, Pykniker, Leptosome - knackig und nicht mehr so doll - Kurz- und Langbeinige, Taillen mit und ohne Rettungsringe, prachtvoll biergeformte Hängebäuche. Der Anblick dieser göttergleichen Gestalten ist ein visueller Hochgenuß, an- und aufregend, der jedes schönheitsdurstige Frauenherz höher schlagen ließe.

Ausklang nach erfolgreicher Waschung ist ein kurzer Treff im Clubraum bei Small Talk, Kaffee oder Tee und eventuell einer Sonderzulage von Hertha. Ausgenommen sind die Männer, die nur über eine begrenzte freie Zeit verfügen und zu häuslichen Pflichten erwartet werden.

Höhepunkte sind zweifellos die gemeinsamen Frühststückbankette aus Anlaß eines Geburtstages oder einer sonstigen besonderen Begebenheit. Hervorragend, mannigfaltig und appetitlich zubereitet von Hertha, dem guten Geist des Bootshauses, serviert vom immer freundlichen Werner Eckholz. Gerudert wird außer Sonnabend noch regelmäßig Mittwochabend oder nach Vereinbarung. Rudern ist Lifetime-Sport! Es bedarf nicht erst des Beweises durch die Altersstruktur der ”Dalbenkratzer”: Immerhin befinden sich einige Ruderer bereits im biblischen Alter....

Auch Sie sind herzlich eingeladen, bei uns einzusteigen. Anfängern helfen wir gern in die Ruderschuhe und auf den Rollsitz. Erfolg für Sie ist garantiert in Freude, Entspannung, Kondition und neuem gestärkten Ansehen bei Frau und Kindern.

(Man gönnt sich ja sonst nichts ...)

 

 

Die Dalbenkratzer - Exoten im RRV

Beitrag aus “100 Jahre RRV”  Seite 51 von Volker von Beesten

Ein Vierer mit oder ohne Steuermann gleitet an den RRV-Steg und sogleich wird die Stille unterbrochen durch den fordernden Ruf: „Unserem Steuermann ein dreifaches Hipp-hipp-Hurra“. Das sind sie, die Dalbenkratzer! Durchschnittsalter so jenseits des Renteneintrittsalters, aber kernig – mit Sprüchen; mit und ohne Bauch kugeln sie behände von den Rollsitzen auf die Brücke und recken und strecken sich. Sodann nutzen sie ein technisches Kuriosum, das sie selber entwickelt haben: einen Rollwagen zum Transport der Boote. Das entspricht genau ihrem Motto: Rudern gut und fein, aber Stress muss nicht sein.

So hat sich die Gruppe auch irgendwann mal in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gefunden; sie hat sich abgespalten von der AH-Riege. Das genaue Gründungsdatum ist im Grau der Geschichte verloren gegangen. Diese Ruderherren wollten nur rudern: statt Regattagewinn, Lustgewinn. Kein Trainingsstress, sondern entspanntes, gerne auch schweißtreibendes Rudern auf der Hausstrecke Bootshaus – Borgstedt Brücke; auch mal bis zur Autobahnbrücke oder rund um die Rader Insel, je nach Gemüts- und Witterungslage.

Auf einer dieser meditativen Fahrten plauderte der Steuermann mit dem Schlagmann und - dabei passierte es: Die Skulls (oder waren es die Riemen der Tönsfeldt?) schrappten an den Dalben entlang! Und so entstand der Name: die Dalbenkratzer. Einst lebte die Gruppe mit circa 20 Ruderern; heute sind es noch zehn – die Halbierung liegt auch an den biologischen Abgängen.

Für ein, zwei Jahre duldeten die Dalbenkratzer sogar in ihrer Riege eine Ruderin; trainiert von dem Urgestein Helle Peters und damit gegen unsachliche Bemerkungen geschützt.

Den Dalbenkratzern kam es nie aufs Stilrudern an, sondern aufs Wohlbehagen; nur wenn die Gefahr bestand, dass man seekrank im Boot werden könnte, griff der Steuermann schon mal ein mit dem Kommando: „Auf den Schlagmann achten“ oder kurz und knapp: „Anriss!“ Das half für ein paar Bootsmeter: „Boot läuft!“.

Für die Dalbenkratzer ist eines wichtig: Freude und Spaß beim und nach dem Rudern. So gehört zum Après-Skull nicht nur der Gesang beim Duschen, sondern auch das gemeinsame Frühstück. Früher - in der Vor-Ökonomie-Losen-Zeit des RRV - im Bootshaus, herzhaft angerichtet von der Legende Tante Hertha, heute bescheidener im „Riverside“. Es sei denn, ein Geburtstag wird gefeiert: mit einem Kapitänsfrühstück oder mit Weißwürstle, mit einem Abendessen im Aalversuperer in Fockbek oder einem umfangreichen Frühstück in den Privatgemächern. So manche Ruderausfahrt am Sonnabend wurde auch unterbrochen, um auf Gut Schirnau zu frühstücken oder bei der Sängerschwester Sabine einzukehren.

Beliebtes Après-Skull im Winter ist das rumreiche Förtchenessen oder im Sommer Spargel mit Schollen im Lindenkrog. Darüber aber vergessen die Dalbenkratzer nicht ihr ursprüngliches Ziel, nämlich das Rudern.

Also schwärmen sie einmal im Jahr zur Sommerzeit zu einer mehrtägigen Wanderfahrt aus. Die vielfältigen Ziele liegen nah und fern, zum Beispiel rund Hamburg, rund Potsdam, rund Friedrichstadt, rund Lübeck; Schwerin und Mirow mit ihren Seen, die Schlei, die Havel bei Rathenow, die Wakenitz, die Hamme im Teufelsmoor bei Bremen oder die Schwentine, usw. Die weiteste Wanderfahrt führte die Dalbenkratzer gleich zweimal nach Limburg an der Lahn. Dort zeigten die erfahrenen Ruderer dem Hessischen Volk in der oberen Lahn-Schleuse die perfekte Eskimo-Rolle– ohne Personal- und Gepäckverluste! Das war schon imponierend.

Sogar ein eigenes Boot haben die Dalbenkratzer sich gegönnt: einen Zweier. Und natürlich tragen sie zu besonderen Anlässen ihr Dalbenkratzer-Hemd mit den aufgemalten Dalben und stellen zum Après-Skull ihre Tischfahne auf. Fehlt nur noch eine Dalbenkratzer-Hymne!
Vielleicht beim nächsten RRV-Jubiläum?

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